geschichtliches aus Boos

Heimatforscher Horst-Dieter StephaniHier finden Sie Beiträge von Heimatforscher Horst-Dieter Stephani.

Die Entstehungsgeschichte des Ortes Boos in der Eifel beginnt eigentlich schon mit dem „Gallischen Krieg“. Der römische Konsul Gaius Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) lag mit seinem Heer in Gallien und musste dann im Jahre 55 v. Chr. plötzlich nach Osten aufbrechen, um die Germaneneinfälle am Rhein zurückzuschlagen. Die Legionen der Römer benutzten hierzu die „Alte Römerstraße“, die von der Maas kommend über Lüttich, Verviers, Dahlem, Jünkerath, Hillesheim, Dreis, Boxberg, Kelberg, Boos, Kreuznick, über Mayen Richtung Rhein zum Neuwieder Becken führte (aus:, „Römerstraßen der Rheinprovinz“ von Josef Hagen, 1923). Diese alte Römerstraße führte also in Boos am Schneeberg vorbei. Sie wird auch im Volksmund „die Caesarstraße“ genannt (aus: „Römerstraßen der Vordereifel“ von K. Schumacher, Band I und II, S. 106).

Geschichtliche Quellen über die Eifel in Lothringen
Der Ort Boos ist älter, als bisher angenommen.

von Heimatforscher Horst-Dieter Stephani

Die Vergangenheit kann noch so gut erforscht werden, es bleiben immer noch Lücken. Hin und wieder sorgen jedoch bisher unbekannte Quellen für Überraschungen. Dem Heimatforscher erschließen sich so neue Möglichkeiten, der Geschichte seines Heimatdorfes näher zu kommen.
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Boos stammt aus dem Jahre 1238. Ein Hinweis des Historikers Dr. Manfred Huiskes, Köln, wies den Weg für Ermittlungen in Richtung Lothringen.
Es waren demnach nicht allein  Grafschaften und Bistümer, die im 10. Jahrhundert über Dörfer und Besitztümer  verfügten, sondern auch die über  diesen Lehnsherren stehende Herzöge.
In der Eifel reichte ab dem Jahr 965 das Gebiet des Herzogtums Oberlothringen bis an den Rhein. Dadurch war der Regent der Herzog von Lothringen.Die Residenz des Herzogs war in Champenois und später in Nancy. Es liegt nahe, auch dort nach Quellen für die Heimatforschung zu suchen.
Wenn die Rede von ,,Oberlothringen” ist, muss vorausgeschickt werden, dass Kaiser  Otto I. in den Jahren 959/965 ,,Lotharingien” aufgeteilt hat, und zwar in Niederlothringen, das sich von Köln über Aachen, Lüttich bis nach Cambrai erstreckte, und Oberlothringen,  das Gebiet von Verdun, Toul, Metz, Luxemburg, Trier und Koblenz.
Im Archiv in Nancy fand ich im Mai 1996 die Abschrift einer ehemaligen Urkunde  aus dem Jahre 1115. In deren Inhalt wurden u.a. die Dörfer Zissen und Boos sowie Andernach, Hatzenport und Nürburg erwähnt.
Der Ort Boos ist also urkundlich gesehen 123 Jahre älter als bisher bekannt! Natürlich müssen die Booser  nicht die bisherige Ortsgeschichte umschreiben. Mit diesem neuen Datum sollte lediglich etwas Licht in die Zeit vor 1238 gebracht werden. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Aber dazu später mehr!

Mehr als 400 Jahre beherrschten die Römer das ganze Gebiet westlich des Rheines, und Augusta Treverorum (Trier) war die Hauptstadt, die römische Kaiserstadt für das ganze Reich diesseits der Alpen. Am Rhein aber hatte die Kaisertochter Agrippina in dem Hauptort der Ubier das Licht der Welt erblickt und setzte ihren Stolz darein, dieses Kastell zu einem kleinen Rom auszubauen.

Agrippina war die Tochter des großen römischen Feldherrn Germanicus, wurde später die Gattin des Kaisers Claudius und ist die Mutter Kaiser Neros.

Dank dieser Agrippina wurde nämlich der bisherige Name dieser römischen Siedlung am Niederrhein, der unter Cäsar bis Tiberius noch „Oppidum Ubiorum“ lautete, im Jahre 50 n. Chr. in „Colonia Claudia Ara Agrippinensis“ umbenannt, kurz CCAA.

Daraus ergab sich das heutige Köln, abgeleitet von dem ersten Namen „Colonia“ (Koloni Hauptstadt Niedergermaniens).

Zu dieser Zeit wurde die Eifel zur Brücke zwischen den beiden Römerstädten Trier und Köln. Es entstanden allmählich die Römerstraßen und sogar eine Wasserleitung wurde gebaut. Sie floß über hohe Aquädukte aus dem Gebiet der Urft weit durch die Ebene bis nach Köln.

Viele Römer suchten sich hier bei uns in der Eifel Ackerland und bauten sich Villen und Gehöfte, von deren Herrlichkeit heute noch immer Reste zu Tage kommen und von denen teils auch noch Ruinen vorhanden sind.

Der Höhepunkt des allgemeinen Wohlstandes dürfte im 2. und 3. Jh. liegen, die römischen Gutshöfe aus dieser Zeit liegen jetzt dichtmaschig verteilt, oft im Abstand von kaum 1 km.

Diese Höfe umfassten meist riesige Flächen. Im Mittelpunkt bzw. vorn stand ein großes Wohngebäude, das so genannte Herrenhaus, und rechts und links davon wurden große Lagerhallen, Vorratshäuser, Stallungen und Gesindestuben in der Form eines Rechteckes angebaut. Mittendrin befand sich dann der Hof.

In Boos werden 5 solcher Höfe vermutet, dazu einer in Lind und ander Münker Grenze. Mit Sicherheit stand einer dieser Höfe im Staatswald „Etscheid“. Die Umrisse dieser Anlage sind heute noch teils zu erkennen. Unsere Urgroßeltern dürften hier sogar noch Mauerwerk gebrochen haben zum Bau ihrer eigenen Wohnungen und Stallungen.

Die Frontlänge dieses Hofes betrug ca. 300 - 350 m. Leider kann man das komplette Gebäude heute nach all den Jahrhunderten und bei dem Baumbewuchs, der natürlich inzwischen auch mit seinem Wurzelwerk am Erdreich und Unterbau vieles verändert hat, nicht mehr rekonstruieren. Genauestens aber erkennt man noch, wo das riesige Eingangstor zur Eingangshalle sich befand.

Erst kürzlich wurden auf diesem historischen Gelände etliche Scherben gefunden. Es handelt sich u.a. um den Rand einer Schüssel und das Randstück eines Tellers. Die Analysen des „Landesamtes für Denkmalpflege“ ergaben einmal bei dem Teil einer Schüssel das 3. Jh. und zwar zwischen 220 und 250 n. Chr. und bei dem Tellerstück handelt es sich um Mayener Ware aus dem 4. Jh.

Damit haben wir auch den Beweis, dass dieser römische Gutshof noch in spätrömischer Zeit - 4. Jh. - bewohnt war und Haushaltsgeräte auch bereits in Mayen erworben werden mussten.

Auch Metallteile, u.a. eine Pilumspitze, wurden hier gefunden.

Eine sehr schön kolorierte Ansichtskarte von Boos wurde von
Heinz-Dieter Molitor, Geisenheim, dessen Eltern aus Boos stammen, auf einem "Flohmarkt" in Wiesbaden erstanden.

Die beiden Ortsaufnahmen müssen vor der Jahrhundertwende entstanden sein, da an der Hauptstraße/Ecke Kehrstraße die Bebauung noch fehlt. Laut früheren Aufzeichnungen wurde das Haus von Lehrer Rausch 1891 erbaut.

Die Karte wurde auf dem Postweg an Fräulein Sophie Franz in
Duisburg-Meiderich verschickt. Der Adressat ist auf der Karte nicht vermerkt.

Herzlichen Dank an Heinz-Dieter Molitor!

 

Ansichtskarte01

 

 

 

Ansichtskarte02

 

 

Nordwestlich von dem Dorfe Boos liegt der Schneeberg, im Volksmund auch “die Warte" genannt, einst 557 m über dem Meeresspiegel.
Heute leider nur noch eine stillgelegte Sand- und Lavagrube, in den sechziger Jahren bei Straßenbaumaßnahmen in der Eifel aus wirtschaftlicher Notwendigkeit von der Gemeinde zum Abraum veräußert. Die einstige Bergkuppe ist gänzlich verschwunden, übrig blieb ein tiefes Loch, ähnlich einer Mondlandschaft. Und dennoch erinnert uns immer wieder dieser “amputierte" Berg an seine historische Vergangenheit und seine sicherlich wichtige Bedeutung in der Frühgeschichte unserer Heimat während der Römerzeit.

Die römische Besiedlung dieses Berges ist klar erwiesen! Tauchten doch gerade bei diesen Abraumarbeiten, Reste römischen Bauwerks auf, die natürlich schnellstens mit der abtransportierten Lava mitverschwanden, um nicht die rege Tätigkeit der Lavasandgewinnung durch irgendwelche archäologischen Eingriffe unterbrechen zu müssen. Auch Knochen wurden entdeckt, ob es sich hier um menschliche Skelettteile handelte und somit um römische Grabstellen, bleibt uns leider für immer unerforscht.
Emsige und interessierte Hobbyarchäologen eilten dennoch, sobald die Baumaschinen ruhten, zu dem Berg und buddelten mit kleinen Gartengeräten im Sand herum, und dies mit Erfolg!
Können wir doch heute durch einige römische Münzfunde genau analysieren, in welcher Zeitspanne die Römer in Boos und auf dem Schneeberg ansässig waren.
Die älteste gefundene Münze stammt von Kaiser Nero 54 bis 68 n. Chr. Kaiser Nero war kein besonderer Kriegsheld und Eroberer, denn während seiner 14-jährigen Regierungszeit gab es keine nennenswerten Kriege und Auseinandersetzungen. Er war ein Kaiser der Muse, aber wie bekannt auch einer der größten Christenverfolger aller Zeiten.
Er war auch nie in Germanien oder Gallien gewesen, wo seine Mutter Agrippina, die jüngere Schwester des späteren Kaisers Caligula, als Tochter des Germanicus geboren wurde.
Aber durch die Nachfolger Neros, und es waren in einem Jahr deren vier, Galba, Otho, Vitellius, den die römischen Legionen bei uns am Rhein zum Kaiser ausriefen, und letztlich Vespasian können diese Münzen Neros zu uns gelangt sein!
Unter Kaiser Vespasian und seinem Sohn und Nachfolger Domitian, 81 - 96 n. Chr. gab es heftige Aufstände und Feldzüge in Germanien.
Auch von diesem Kaiser Domitian, dem dritten aus dem Geschlecht der Flavier, fand man Münzen in Boos am Schneeberg. Außerdem eine Sesterze von Marcus-Aurelius und viele Konstantin-Münzen, Klein- und Mittelfollis. Auch kamen mehr als 25 Terrakottenfragmente zum Vorschein, die die Existenz des römischen Heiligtums auf der Hochwarte bei Boos bestätigen.

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